Rund um das Jröne Meerke

Mit dem Jrööne Meerke und dem Stadtwald besitzt die Nordstadt zwei grüne Juwelen, die nicht nur für die Further beliebtes Naherholungsgebiet sind sondern auch ein Ziel für Walker, Jogger und ambitionierte Läufer.

Mit einer Vielzahl von Möglichkeiten zur eigenen Streckengestaltung. Je nach Puste lässt sich einmal um den See laufen auch auch entsprechend mehr. Die Seerunde ist mit Einbau des Hügels ungefähr einen Kilometer lang. Hobbyläufer wird das wenig interessieren, sie finden Muße, die Enten zu beobachten, wundern sich, dass die Schwäne plötzlich verschwunden sind oder Hundehalter die eindeutige Aufforderung zum Leinenzwang einfach ignorieren.
Für solche Blicke haben die „Profis" meistens keine Zeit, es sei denn, sie haben sich gerade ein Regenerations-programm auferlegt. Das passiert heute öfter als noch vor zehn Jahren, denn auch im Läuferlager wird der Nachwuchs dünn. Dafür erinnern sich die Oldies an die Entstehungs-geschichte der „Acht", einer Vier- Kilometer-Strecke, die das Jrööne Meere mit dem Stadtwald verbindet und eigentlich die Standardrunde für alle Läufer ist, die ab und zu auf die Uhr gucken.
Seit Anfang der 80er Jahre ist sie vermessen. „Wir wollten einfach einmal wissen, wie schnell wir denn laufen", sagt Walter Schulz, der damals zusammen mit Jakob „Köbi" Hinzen, Franz Becker und dem inzwischen verstorbenen Alois Kerkmann das Messrad in die Hand nahm. Sie knöpften sich erst einmal die Stadtwald-Runde vor und „Köbi" Hinzen brachte an entsprechenden Bäumen Kilometer-Schilder an. Startpunkt und damit Null-Marke ist der leicht abschüssige Wegeinstieg hinter dem Bahnübergang (nicht zu verwechseln mit der Allee auf dem Deich am Nordkanal). Dann geht's so weiter: geradeaus bis zur ersten Weggabelung, dann links (rechte Seite 200 Meter-Schild), dann rechts auf den Hauptweg (rechte Seite 300-Meter-Schild), rechts auf den Diagonalweg bis zur 500-Meter-Marke, links für 200 Meter, dann nach rechts auf den Außenweg (linke Seite 800 Meter Marke) bis eine scharfe Linkskurve den äußersten Punkte der Runde (links 1000 Meter-Mark) markiert, dann den langen Weg zurück bis zum Einstiegspunkt.

Das wären dann die dort angezeigten 1.875 Meter. Zwischendurch weist noch ein Schild an einem Baum links die 1.500 Meter-Marke an. „Hier kann sich jeder sein eigenes Tempotraining zusammenbasteln," sagt Walter Schäfer, der Chef der Läufer der SG Holzheim. Seine „Jungs" machen das jeden Freitagabend. Die Holzheimer verlassen eigenes Terrain, weil für sie die Runde wie gemacht ist für ein konzeptionelles Training . Gleiches gilt für die Lauftruppe der TG Neuss von Hans-Peter Heinen („Spezialität Hügelläufe am Jrööne Meerke") und zahlreiche andere Läufer, darunter Klasseathleten, wie sie der Deutsche Leichtathletik Verband heute kaum noch besitzt. Wie zum Beispiel Bernd Kofferschläger, der sich 1988 gegen die halbe Weltelite beim Rotterdam-Marathon in einem Hitzelauf Platz vier holte und sogar seine 30-Kilometer-Läufe auf der Vier-Kilometer-Runde Stadtwald/Jrööne Meerke abspulte. Ein Jahr später war er als VIP in Rotterdam eingeladen, hatte noch mehr Runden um das Jrööne Meerke gedreht, machte aber bei wiederum Hitze schlapp. Legendär wie er sich vor dem Weltklasse-Rennen sein Outfit präparierte: er schnitt einfach mit einer Nagelschere seine Arbeitssocken in Form. Heute müssen die Dinger anatomisch angepasst sein. Oft genug trainierte „Koffer" an der Seite von Bernie Rangen, einem Kind der Furth, und viermaliger Erftlaufsieger.

Läufer wie Grüning & Co. kennen natürlich die Erweiterung der anfangs beschrieben Stadtwald-Runde. Die zusätzlichen Kilometermarken gibt es allerdings nur in ihren Köpfen. Also erst die Stadtwald-Runde wie gehabt, dann über den Bahnübergang nach links Richtung Jrööne Meerke. Nach ungefähr 100 Metern erreichen sie Kilometerpunkt zwei (Orientierungshilfe: 20 Meter später geht ein Trampelpfad ab in den kleinen Wald). Dann geht es rund ums Jrööne Meerke, am Ende nicht um den See sondern geradeaus. An der zweiten Bankgruppe befindet sich Kilometerpunkt drei, dann wieder links parallel zur Bahnlinie bis zum Ausgangspunkt der Stadtwald-Runde.
Insgesamt sind das dann vier Kilometer, eine gewinnbringende Distanz für einen Tempodauerlauf oder eine Stecke mit gesundheitsfördernder Wirkung für Hobbyläufer.
In den Herbst- und Wintermonaten lässt die Frequenz auf der Runde etwas nach, weil Blätter und abgebrochene Äste doch zu Stolperfallen werden können. Schade, dass der ehemalige Bürgermeister Bertold Reinartz, selbst Läufer,
die Idee, eine beleuchtete Runde zu schaffen, nicht weiterverfolgt hat. Dann wäre das Läufer-El-Dorado in der Nordstadt auch im Dunkeln winterfähig. Bei Schnee, zugefrorenem See und Tageslicht übt es ohnehin einen ganz besonderen Reiz aus.

Michael Scheffler