Geschrieben von: Michael Scheffler
Mit Babybrei aber ohne Schmerzmittel

„Habt Ihr auch Schmerzmittel?“ Nee, hatten wir nicht. Dafür aber Wasser, Iso, Gel-Konzentrate und Bananen.

Eigentlich alles, was „normale“ Marathonläufer so brauchen, um heil über die Strecke zu kommen. Wer Elite ist oder sich zumindest dafürhält, braucht mehr, z. B. Babybrei Pfirsich und Banane in Apfel, ab ein Jahr. Das lag als Alu-Pack auf einem der sechs Tische, auf denen die Teilnehmer der Deutschen Meisterschaften ihre Eigenverpflegung abstellen konnten, dazu noch ein Tisch für die Eliteläufer, die ihr Fläschchen von einem Rad- Begleiter angereicht bekamen. Zumindest auf dem DM-Tisch herrschte ein heilloses Durcheinander und ließ so manchen Teilenehmer ratlos zurück. Nicht den mit dem Koffein-Aktivator. Den hat irgendeiner weggebracht.

Bei einem Marathon lernt man am Streckenrand viel über das Läuferleben und die Läuferseele. Diesen Erfahrungsschatz speicherten am Sonntag zehn HSG-Mitglieder plus Ute Jenke vom ASC Rosellen an dem schon traditionellen Stand beim Düsseldorfer Marathon, diesmal bei Kilometer 25 auf der Henrich-Heine-Allee. Der Aufbau ging zügig, obwohl der Plan einige Ungereimtheiten offenbarte. Sechs oder vier Tische für die DM-Teilnehmer? Und der zu kurze Wasserschlauch stellte auch kein unüberwindbares Hindernis dar.

Nach einer Stunde und 15 Minuten tauchte die Spitzengruppe auf. Aber das ist nicht die Kundschaft der Verpflegungshelfer. Das sind die Hobbyläufer, die kommen im Pulk nach zwei Stunden. Becher-Anreichen war da nicht mehr drin. Trotzdem kam immer wieder ein Dankeschön von der Strecke: „Schön, dass Ihr das hier macht“. Was erstaunte: Unter der 4.000 Marathon-Läufern (von insgesamt 16000 Teilnehmern) war kaum ein bekanntes Gesicht.

Läufer, besonders die aus den hinteren Reihen, sind kommunikationsfreudig. So wie der gute Mann mit der Startnummer 1938, sein Geburtsjahr. Er gönnte sich auch bei Regen und klitschnassen Schuhen ein Päuschen am HSG-Stand und übergoss seine Laufschuhe noch einmal mit Zusatzwasser. „Ich muss meine Hornhaut aufweichen“. Ein paar Meter nach unserem Stand hielt er an. „Ich hab's meiner Tochter versprochen, sie anzurufen, wenn ich bei km 25 bin.“ Klappte nicht, der Akku war leer. Mit „Ist sowieso das letzte Mal“ steuerte der gute Mann dann Kilometer 26 an.

Kann gut sein, dass es auch für die HSG-Truppe das letzte Mal war. Diesmal gelang es nur mit Klimmzügen und viel Hin und her, zehn Leute zusammenzubekommen und ein paar kündigen für 2019 schon den Ausstieg an. Dazu verschlechtern die Organisatoren weiter den Helferservice. Warum die Verpflegungsbeutel für die Helfer (ohnehin bestückt mit nicht gerade läuferkompatiblen Material) einen Tag vor dem Start noch gesondert abgeholt werden müssen, bleibt rätselhaft.