Die Kanuabteilung der SG Holzheim im Olympia-Jahr 1968

28.11.2018

Das Olympiajahr begann mit erheblichen Wanderbewegungen einiger Sportler zu verschiedenen Vereinen. Dies hatte hauptsächlich zwei Gründe. Die im Vorjahr getroffene Veränderung brachte nicht den erhofften Erfolg in Richtung Olympia. Die eigene Erwartungshaltung konnte in der Leistung nicht bestätigt werden. Dies führte entweder zur Hinwendung zu anderen Zielen außerhalb des Sports oder zur Beschränkung auf den Vereinssport. Für Holzheim ergab sich eine besondere Situation. Annemarie Zimmermann kehrte im September 1967 in den Leistungssport zurück. Daraufhin verließen die Neuzugänge von 1967, Pepinghege, Grebski und Riemann, wieder die HSG. Chr. Gier die ja nur, aber erfolgreich, für den zweiten Frauenvierer erneut ins Boot gestiegen war, beendete endgültig ihre Sportlerlaufbahn. Damit blieb mit Zimmermann/Esser/H.Honscha/I.Honscha ein K IV übrig, der in West-Deutschland keinen Gegner fürchten musste. Leider war der K IV der Frauen, zu dieser Zeit, noch keine olympische Bootsklasse. Auch der K I sowie der K II wurde von allen gefahren.

Bei den Senioren Männer ein ähnliches Bild. T. Ciozs konzentrierte sich nunmehr auf das berufliche und Besenreiter ging ebenfalls aus beruflichen Gründen in seine Heimat, das Emsland, zurück. Dafür kam ein aufstrebender junger Sportler, Reiner Hennes, aus dem kölner Raum zur HSG. Reiner Hennes und die Holzheimer Männer hatten sich im Vorjahr bei vielen Regatten gesehen und festgestellt, dass ist ein sehr guter, der in seinem Verein ein Einzelkämpfer, wie einst Roswita Esser in Bonn-Godesberg, war. Damit war ein Kämpfer zur HSG gekommen, der sich sofort harmonisch in die Mannschaft einpasste. Er sollte der HSG auch über viele Jahre treu bleiben und mit den verschiedensten Partnern auch Meisterschaften erringen helfen. Die Männer hatten mit H.Schilberg, R.Hennes, Kl.Funke, O.Schubert eine, nach den Erfolgen des Vorjahres, verheißungsvolle Mannschaft beisammen.
Der Regattaplan der HSG sah für dieses Jahr folgende Regatten vor, Koblenz, Lobberich, Herdecke, Recklinghausen, Bochum-Dalhausen, Köln, Essen, Duisburg, Frankfurt und Hannover.

Nach der Siegerehrung mit Trainer Franz-Josef Esser
Nach der Siegerehrung mit Trainer Franz-Josef Esser
Einmarsch der Deutschen Olympia Mannschaft im Stadion von Mexico City
Einmarsch der Deutschen Olympia Mannschaft im Stadion von Mexico City
Der Regattaplan wurde nach den Misserfolgen der Nationalmannschaft, bei den Europameisterschaften 1967, komplett umgestellt. Die Fahrer und Fahrerinnen aus dem Olympia-Kader mussten an sogenannten Ausscheidungsrennen in Herdecke-Essen-Duisburg- Hannover und Bremen teilnehmen. Hier wurden nur die bei Olympia zugelassenen Strecken gefahren. Auch sogenannte Mannschaftsfahrer mussten den K I fahren, sonst hatten sie keine Möglichkeit in die letzte Olympiaauswahl zu kommen. Auch die in Nord, Süd, West und Ost gebildeten Auswahlmannschaften haben an diesen Wettkämpfen teilgenommen, da nur hier die Möglichkeit bestand, sich ins Rampenlicht zu schieben. Neben Länderkämpfe und international besetzte Regatten blieb kaum noch Zeit, die kleineren Regatten mit den Vereinsbooten zu bestreiten. Die Holzheimer hatten hier ein Luxusproblem, ihre K II und K IV der Frauen-Mannschaften wurden von den Nationaltrainern nicht getrennt. Die Männer fuhren zwar mehrfach für das NRW-Team, hatten den Sprung in die A-Auswahl aber noch nicht geschafft. Dies sollte sich aber für die Zukunft als Glücksfall erweisen. So konnten sie reifen und sich an den erzielten Erfolgen noch richtig freuen.

Diese Fokussierung auf die Olympia-Mannschaft hatte in der Presse erhebliche Umwälzungen zur Folge. Über die nicht olympischen Strecken bei den Wettkämpfen, die kleineren Regatten und über die Jugendrennen gab es so gut wie keine Berichterstattung. Darum fehlen viele Berichte hierzu auch in meiner Jahresaufstellung. Dieser erste Teil meines Berichtes handelt hauptsächlich über die Regatten bis zur Deutschen Meisterschaft. Bei der Deutschen Meisterschaft dürfen nur Vereinsmannschaften teilnehmen. Im zweiten Teil meines Berichtes geht es ausschließlich über die Olympiavorbereitungen und die dazu gehörenden Pflichtrennen.

Die HSG hat ihre Männermannschaft als Vereinsmannschaft, ebenfalls zu diesen Ausscheidungsregatten gemeldet, da nur hier ein Vergleich mit den Stärksten der Republik möglich war. Aus den gleichen Gründen sind viele Vereinsmannschaften diesen Wettkämpfen aus dem Weg gegangen, da sie keine Chance für eine Endlaufteilnahme sahen.

Die Senioren wurden in diesem Jahr von F.J. Esser und Peter Zimmermann sowie die Jugend von D. Hecker und H. Kramer im Neusser Hafen trainiert. Hans Bach trainiert noch eine Nachwuchsgruppe auf der Erft.
Der erste Wettkampf in diesem Jahr war der Städtevergleichskampf zwischen Neuss und Koblenz am 11. und 12. Mai in Koblenz. Die HSG trat für Neuss an. Beim Zeltaufbau am Moselufer, die als Wetterschutz und Umkleidekabinen dienten, fühlte sich eine Mäusefamilie gestört und suchte das Weite. Sie kehrten aber regelmäßig in ihren Bau zurück und erschreckten dabei so manche Sportlerin, die dadurch aber nicht in ihren Leistungen beeinträchtigt wurden. Von den 17 Rennen in allen Klassen konnte die HSG 11 gewinnen, was zum Gesamtsieg von Neuss, in diesem Jahr, in erheblichem Maße beitrug.

Bei dem ersten Treffen der Olympiaauswahl gegen alle Landesauswahlmannschaften und starke Vereinsmannschaften am 25. und 26. Mai auf dem Hensteysee in Herdecke nahm auch die komplette Holzheimer Mannschaft teil. Anscheinend wollte der See an diesen Tagen keine Rennen zulassen, da die Sportler einen starken Wind und hohe Wellen vorfanden. Dies sollte noch seine Auswirkungen haben. Es begann mit den K I Rennen der Frauen. Im Vorlauf des K I kenterte A. Zimmermann, in Führung liegend, und schied somit aus. R. Esser wurde im Endlauf Dritte. Hier kam auch die erste Bewährungsprobe für den K II von Zimmermann/ Esser. War dieser Zweier schon so weit und konnte gegen die deutsche Konkurrenz bestehen? Im K II konnten sie dem Druck standhalten und siegten vor den Duisburger Pepinhege/ Felten, die Beide noch in den Vorjahren für Holzheim an den Start gingen. Die Holzheimer H. und I. Honscha wurden im gleichen Rennen zeitgleich mit den Dritten aus Wiesbaden Vierte. Im K IV siegten sie mit 6 Sekunden Vorsprung, gemeinsam mit Heidi und Irmgard Honscha, vor Rheintreue Düsseldorf. Auch die Herren mit Schilberg/Hennes/Funke/Schubert waren im K IV 1000m, der Olympiastrecke, in hervorragender Form. Im Endlauf führten sie zur Überraschung aller Fachleute noch bei 900 m. Erst im Endspurt konnte die Olympiaauswahl an ihnen vorbei ziehen und sie auf den zweiten Platz verweisen. Dabei ließen sie Duisburg und alle anderen Auswahlmannschaften, der anderen Bundesländer, hinter sich. Im K II 1000m wurde Schilberg/Hennes Dritter und ließen auch dort viele Auswahlmannschaften hinter sich. In der 4 x 500m Staffel belegten sie einen hervorragenden vierten Platz.
Bei den Jugendlichen siegte R. Kivelipp im K I und mit I. Schmitz im K II recht deutlich. Im K II der weibl. Jugend B belegten Köhlings/Sauerland und Langhoff/Krinninger in ihren Läufen jeweils den zweiten Platz. Weitere Siege fuhren der K IV der weiblichen Jugend C und Overkamp/Tillmann im K II heraus.

Bei der Regatta in Recklinghausen am 8. und 9. Juni holten die Holzheimer alleine 14 Siege und waren damit zum wiederholten Male stärkster Verein.
Am folgenden Fronleichnamsdonnerstag hat der Nationaltrainer zu einem Sichtungslehrgang nach Duisburg eingeladen. Besonders durch die Siege im K I, auf den bisherigen Regatten, konnte der Nationaltrainer nicht mehr an A. Zimmermann vorbei schauen und so hat er sie zum ersten Mal zu einem Olympiasichtungslehrgang eingeladen. In den beiden Sichtungsrennen, die nur im K I ausgetragen wurden, siegte A. Zimmermann einmal deutlich und einmal knapp. R. Esser, die tags zuvor noch eine Zahn-OP hatte, wurde zweimal Vierte, wobei der Zweite vom Vierten nur eine Bootspitze getrennt war.

In Bochum-Dalhausen gab es am 15. und 16.6. eine weitere Regatta, diesmal auch mit internationaler Beteiligung. Hier liegen aber keine Ergebnisse vor.

Als Lohn für die besonderen Leistungen wurden die vier Frauen aber auch die vier Männer in die NRW-Auswahlmannschaft, für die Internationale Regatta am 22. und 23. Juni 1968 in Wien, berufen. Hier trafen sie zum ersten Mal auch auf sehr starke Ostblockmannschaften aus Russland, Ungarn, CSSR und Rumänien. Im ersten Rennen dem K II der Frauen siegten Zimmermann/Esser überraschend mit drei Bootslängen Vorsprung. Auch die Geschwister Honscha belegten hier einen hervorragenden vierten Platz. Aber es sollte noch besser kommen. Im K I siegte zur Überraschung aller A. Zimmermann mit 1 ½ Längen Vorsprung. Hier wurde Heidi Honscha sensationell Dritte, R. Esser nach schlechtem Start Fünfte und Irmgard Honscha wurde Achte. Damit hatten alle vier Holzheimer Damen, trotz starker internationaler Konkurrenz, den Endlauf erreicht. Ein K IV wurde nicht ausgetragen.
Bei den Männern wurden die Rennen in zwei unterschiedliche Blöcke ausgetragen. Einmal die Rennen der Nationalmannschaften und zum Zweiten die Internationale Rennen. Die Holzheimer konnten in beiden Blöcken starten, da sie als NRW-Auswahlmannschaft und als Holzheimer an den Start gehen konnten. Bei den Rennen der Nationalmannschaften mussten sie gegen Europa-, Weltmeister und Olympiasieger aus dem Ostblock antreten. Aber die Ergebnissen ließen aufhorchen. Sie erreichten, bei den sogenannten Eliterennen, vier Mal den Endlauf mit folgenden Ergebnissen. Im 500 m Einer (H.Schilberg siebter) und Zweier (Funke/Schubert – siebter), im K IV 1000 m (sechter) und in der 4 x 500 m Staffel (fünfter).
In dem Block der Vereinsmannschaften kamen in den Endlauf und erreichten folgende Ergebnisse. H.Schilberg wurde im KI 500 m -Zweiter, R. Henner im KI 1000 m – Erster, im KII 1000 m erreichten Schilberg/Hennes, mit zwei Längen Vorsprung, einen nie für möglich gehaltenen Sieg.

Obwohl A. Zimmermann im KI auf den Regatten und jetzt in Wien gegen große Konkurrenz zumeist gewonnen und mit R. Esser im K II alle Rennen gewonnen haben, war A. Zimmermann noch immer nicht in den Kreis der Olympia-Auswahl berufen worden. Dies hatte zur Folge, dass sie alle Kosten aus eigener Tasche bestreiten musste, da sie keine Olympia-Förderung erhielt. Dies sollte zum Unverständnis vieler Beteiligter noch mehrere Wochen andauern. Hier ist die Gemeinde Holzheim und der Kreis Grevenbroich durch Zahlungen hilfreich eingesprungen. Obwohl einige Fahrer und Mannschaften schon positive Signale für Olympia erhielten, gaben sich die DKV-Verantwortlichen (Deutscher Kanuverband), trotz aller Siege des K II, noch vollkommen bedeckt.

Mit einer Bootslänge Vorsprung gewinnen die Holzheimerinnen die Goldmedaille
Mit einer Bootslänge Vorsprung gewinnen die Holzheimerinnen die Goldmedaille

Am folgenden Wochenende, dem 30. und 31. Juni, fanden auf dem Baldeneysee in Essen die „Große Westdeutsche Kanuregatta“ statt. Diese war auch gleichzeitig die 2. Olympia-Qualifikation. In Holzheim wusste man natürlich um die Bedeutung dieser Rennen und so ist eine große Zahl Holzheimer Schlachtenbummler nach Essen gepilgert.
Als erstes fand am frühen Samstagnachmittag der von den Holzheimern mit Spannung erwartete Frauen-Zweier statt. Neben einer Reihe von Auswahlmannschaften wurden als größte Konkurrenten der Zweier Felten/Pepinhege und die Vorjahrsmeister aus Berlin Breuer/Ritter neben dem zweiten Boot aus Holzheim Honscha/Honscha angesehen. Nach einem ersten Fehlstart erwischten Zimmermann/Esser einen sehr guten zweiten Start und siegten am Ende mit der sehr guten Zeit von 1:50,4 min. vor Breuer/Ritter, Felten/Pepinghege und dem zweiten Boot aus Holzheim. Das die Geschwister Honscha ebenfalls deutsche Spitzenklasse sind, haben sie hier zum wiederholten Male bewiesen.
Nach diesem Sieg wurden Zimmermann/Esser endlich in die Olympiakernmannschaft berufen, aber einen Hinweis, dass sie in dieser Form das deutsche Olympiaboot sein könnten erhielten sie immer noch nicht.
Das folgende Einer-Rennen war für einige Bahnen irregulär, da ein Ausflugsboot direkt nach dem Start ein Teil der Bahnen mit sehr hohen Wellen beeinflusste. Der Starter der das mitbekommen musste, hat das Rennen aber nicht zurückgerufen. Er hätte mit ein bisschen Weitblick das Rennen erst garnicht starten dürfen. So siegte E.Felten vor I. Pepinghege und R. Breuer. R. Esser wurde vor A. Zimmermann Vierte. Im anschließenden Vierer Rennen fuhren Zimmermann/Honscha/Honscha/Esser einen ungefährdeten Sieg vor Duisburg und Düsseldorf heraus. Schade das der K IV bei den Frauen keine Olympiadisziplin ist. Für Holzheim wäre hier eine weitere Olympiamedaille zu holen.

 

Auf das Abschneiden der Männermannschaft wurde mit Spannung gewartet. Trotz starker Konkurrenz aus ganz Deutschland schafften es beide Holzheimer Zweier Schilberg/Hennes und Funke/Schubert in den Senioren Endlauf. Erst nach hartem Kampf mussten Schilberg/Hennes den für die Olympiade vorgesehenden Zweier Schneider/Chemnitz aus Stuttgart/Berlin den Sieg überlassen. Nachdem der Zweier Funke/Schubert nach der Hälfte des Rennens nicht ganz vorne mitmischen konnte, fuhren sie nicht mehr mit ganzer Kraft um für den anschließenden Vierer Kräfte zu schonen.

Nach den schwachen Leistungen des DKV-Auswahlvierers besonders gegen den Holzheimer Vereinsvierer wurde der DKV-Vierer erneut umbesetzt. Für den Olympiadritten und WM-Zweiten Bücker aus Düsseldorf wurde sein Mannschaftkollege Zander in den Vierer gesetzt. Nur das anschließende Viererrennen sollte, zum Vorteil des DKV-Vierers, nicht den Rennstatuten entsprechend ablaufen. Beim ersten Start brach dem Schlagmann des DKV-Vierers das Paddel und das Rennen wurde, da noch keine 15 m gefahren, abgebrochen. Nach 10 min. erfolgte der zweite Start. Nach ca. 150 m lag das Holzheimer Boot knapp vor der Norddeutschen Auswahl an der Spitze. Mit fast einer Länge Rückstand folgte die DKV-Auswahl. Hier brach dem Schlagmann der DKV-Auswahl erneut das Paddel. Jetzt wurde vom Schiedsrichter Begleitboot das Rennen abgebrochen. Dies war eine Regelverletzung und hätte nicht erfolgen dürfen. Der erneute Start wurde eine halbe Stunde später erneut angesetzt. Aus Verärgerung über diese Missachtung der Wettkampfbestimmungen traten vier der sieben Endlaufteilnehmer zum erneuten Start nicht an. Der DKV-Vierer siegte hier mit nur einer Bootslänge Vorsprung vor dem Vereinsvierer von Duisburg, der sonst immer ein Stück hinter den Holzheimer lag. In den offiziellen Rennberichten gibt es keinen Hinweis auf diesen Rennskandal.
In den Rahmenrennen erzielte der weibl. B-K IV in der Besetzung Krinninger/Wittkamp/Sauerland/Langhoff nach hartem Bord an Bord Kampf gegen das Boot von Wanderfalke Essen einen hervorragenden zweiten Platz.

Am 13. und 14. Juli fanden in Duisburg die NRW Jugendmeisterschaften statt. 52 Vereine hatten ihre Meldung abgegeben. Die Rennen wurden damals nur auf der 500 m Strecke ausgetragen.
Bei der weibl. Jugend A konnte die vorjährigen deutschen Meister im K I R. Kivelipp und im K II mit I. Schmitz die Meisterschaft erringen. Da sie mit I. Ciosz nur drei waren, wurde erst drei Wochen vor dem Rennen, mit der B-Jugendlichen A. Giaretta, ein K IV neu gebildet. Trotz des Trainingsrückstandes haben sie einen hervorragenden zweiten Platz, hinter dem Vorjahressieger Bochum, heraus gefahren.

 Siegerehrung an der olympischen Regattastrecke in Xochimilco
Siegerehrung an der olympischen Regattastrecke in Xochimilco
Im K I weibl. Jugend B belegte im ersten Rennen M. Krinninger den vierten Platz und E. Langhoff den fünften. Platz. Im zweiten Lauf wurde W. Sauerland Vierte.
Im K II siegten Wittkamp/Krinninger und Sauerland/Langhoff wurden Zweite.
Im K IV wurden Krinningen/Wittkamp/Sauerland/Langhoff Zweite.

Im K II der weibl. C siegten Schlüter/Schlüter und Kurvers/Zahn wurden Dritte.
Im K IV siegten Overkamp/Zahn/Schlüter/Schlüter und zweiter wurden Kurvers/Aldenhoff/Karp/ Engels. Sie belohnten sich für die gute Wasserarbeit mit einem starken Doppelsieg.

In der männl. Jugend A schieden K.H. Edler und H.W. Schmitz im K I und im K II bereits in den Zwischenläufen aus und konnten dadurch nicht an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen.
Bei der männl. Jugend B gab es keine Starter.
Im K I männl. Jugend C belegte W. Cosar den 3 Platz.
Im K II belegten Cosar/Kremer den fünften Platz.
Im K IV errangen Cosar/Birewirtz/Stoby/Blank den zweiten Platz.
Damit wurden zwei NRW-Meisterschaften bei der weibl. Jugend errungen.

Am gleichen Wochenende dem 13. Und 14. Juli findet in Snagow (Rumänien) ein weiteres Kräftemessen von Zimmermann/Esser mit den Ostblockbooten statt. Die Russen haben ihr Boot umgestellt und die Seriensiegerin im Einer in den Zweier beordert. Auch Rumänien und die Ostzone (so wurde die spätere DDR noch genannt) waren mit ihren Meisterbooten am Start. Nach einem ersten Fehlstart kamen die Holzheimer nicht gut vom Start weg. Schon nach kurzer Strecke hatten sie wieder aufgeschlossen und so erreichten alle Boote gleichauf die 250 m Marke. Nach einem Zwischenspurt von Zimmermann/Esser hatten sie einen Vorsprung von 1 ½ Bootslängen. Jetzt können nur noch die oben genannten Mitfavoriten einigermaßen mithalten. 50 m vor dem Ziel erreichen die Russen durch einen früh angesetzten Endspurt das Holzheimer Boot, können aber bei deren Endspurt nicht mehr gegenhalten. Es siegten auch hier Zimmermann/Esser vor den Russen und den Rumänen.

Im Rahmen der dritten Olympiaausscheidungen in Duisburg am 20. und 21. Juli fanden auch die NRW-Meisterschaften der Senioren statt. Hier werden Erinnerungen wach, da genau vor vier Jahren hier die Zweite endscheidende Olympia-Ausscheidung gegen die damalige Zone stattfand. Da dies, wie damals, für Holzheim eine sehr wichtige Olympia-Ausscheidung war, sind mehrere hundert Zuschauer aus Holzheim nach Duisburg gekommen um ihre Fahrer zu unterstützen. War ein Holzheimer in einem Rennen beteiligt, hörte man nur noch den Schlachtruf „Hoolz-heim – Hoolz-heim“ genau auf den Schlagrhythmus abgestimmt.
Die aus versch. Vereinen gemischten Auswahlboote, die in den olympischen Disziplinen am Start waren, konnten nicht NRW-Meister werden. Hier galt die Regel, das vorderste Vereinsboot war NRW-Meister.
Der K II der Frauen war das erste wichtige Rennen für Holzheim.
A.Zimmermann/R. Esser siegten mit fast 5 sec. Vorsprung vor zwei Auswahlmannschaften und den Holzheimer Heidi und Irmgard Honscha. Damit waren Zimmermann/Esser NRW-Meister und Honscha/Honscha Dritter. Damit haben Zimmermann/Esser einen weiteren wichtigen Schritt nach Olympia getan.
Im K I der Frauen belegten A. Zimmermann den dritten und R. Esser den fünften Rang. Es siegte I. Pepinhege aus Duisburg vor R.Breuer aus Berlin. Elke Felten aus Duisburg wurde zeitgleich mit A. Zimmermann ebenfalls auf den dritten Platz gesetzt. An Hand dieser zwei Rennen des K I und des K II der Frauen kann man deutlich ersehen, dass zwei sehr gute Einer-Fahrerinnen , hier I. Pepinhege und E. Felten noch keinen spitzen K II bilden. Neben Kraft und Leistungswillen spielt im K II und noch stärker im K IV, der harmonische Gleichklang die letzte entscheidende Rolle.
Im K IV siegten die HSG mit Zimmermann/Honscha/Honscha/Esser und wurden damit NRW-Meister.

Auch die junge Herrenmannschaft wollte an ihre Erfolge in den Vorbereitungskämpfen anknüpfen und hat dies erfolgreich umgesetzt. Gerade bei dieser HSG-Mannschaft kann man deutlich sehen, dass sie ihre Erfolge nicht aus der schieren Kraft sondern aus dem feinfühligen Gleichklang des Schlagrhythmus herausgearbeitet haben.

Auf der K IV 10 000m Langstrecke siegten Schilberg/Funke/Hennes/Schubert und wurden damit NRW Meister.

Im K IV 1 000m wurden sie als einzige Konkurrenz der Olympia-Auswahlmannschaft angesehen. Im Rennen bestätigte sich diese Einschätzung. Nur der HSG-Vierer konnte die DKV-Auswahl herausfordern und musste erst beim Endspurt die Auswahlmannschaft ziehen lassen. Alle anderen Vierer folgen mit einem großen Abstand. Hierbei waren auch Auswahlmannschaften aus den anderen Bundesländern. Damit errangen sie ihren zweiten NRW-Titel.

In der K I 4 x 500m Staffel belegten die gleiche Mannschaft hinter Rheintreue Düsseldorf den zweiten Platz.

Damit wurden bei den Frauen und Herren vier NRW-Meistertitel errungen.

In den Rahmenrennen konnte der weibl. A Vierer mit Kivelipp/Schmitz/Ciosz/Giaretta die Niederlage aus der Vorwoche wettmachen und siegten deutlich. Der männl. A-Jugend Zweier errang mit Edler/Schmitz einen beachtlichen 4. Platz.

Auf dem Maschsee in Hannover wurden vom 2.8.-4.8. die deutschen Meisterschaften ausgetragen. Bis jetzt hatte die HSG 47 deutsche Meisterschaften bei den Senioren und Jugendlichen gewonnen. Hier hoffte man die 50te Meisterschaft zu erringen. Dies haben seit der Gründung des Deutschen Kanu-Verbandes im Jahr 1914, nur sehr wenige Vereine geschafft. Dies ist besonders bemerkungswert, da die HSG erst 1947 mit dem Rennsport begonnen hatte.

Bild Maschsee

Die Holzheimerinnen mit Renate Breuer, die Silber im  Einer holte
Die Holzheimerinnen mit Renate Breuer, die Silber im Einer holte

Am Freitag begannen die ersten Rennen mit der Langstrecke. Der K IV war das erste wichtige Rennen aus HSG-Herren Sicht. Sie fuhren mit der gleichen Besetzung wie auf der NRW-Meisterschaft. Die Olympia-Auswahlfahrer kehrten zu ihren Vereinsmannschaften zurück. Dadurch gab es plötzlich mit Rheintreue Düsseldorf, dem KC Charlottenburg aus Berlin und Bertasee Duisburg drei Vereinsmannschaften die überwiegend aus Auswahlfahrern bestand.
Die Rheintreue und Holzheim setzten sich direkt etwas vom Feld ab. Dies ging bis zur letzten Wende bei 9 000 m. Dann musste Holzheim abreißen lassen und auf den letzten Metern wurden sie noch von den Karlsruhern überholt. Hier wurden zum ersten Mal die Anstrengungen der letzten Wochen, für diese doch sehr junge Mannschaft, sichtbar.
Im K II 1000 m sowie im K IV 1000 m Rennen haben sich die HSG-Fahrer über Vor- und Zwischenläufe für den Endlauf qualifiziert. Im K II waren dies Schilberg/Hennes und Funke/Schubert. Hier siegte Rheintreue vor Charlottenburg und Dritter wurde Schilberg/Hennes. Hierbei schlugen sie eine ganze Reihe von Mannschaften mit Auswahlfahrer. Im K IV wurden sie nach einer Führung bis etwa 250 m am Ende Vierter. Die ersten 5 Mannschaften lagen nur 2 sek. auseinander und fuhren Zeiten die in diesem Jahr noch keine Mannschaft erreicht hatte. Damit war für sie eine sehr erfolgreiche Saison zu Ende gegangen.

Alles schaute jetzt auf die weibl. Jugend A. Roswitha Kivelipp wollte ihre Titel aus dem Vorjahr im K I und mit Irmgard Schmitz im K II wiederholen. Im K I gelang ihr das mit 1 ½ Bootslängen Vorsprung sehr deutlich. Sie war damit die erste A-Jugendliche, die drei Mal hintereinander den Deutschen Meistertitel im KI erringen konnte. Bei der Siegerehrung wurde dies besonders hervorgehoben. Im K II konnten sie ihre Titel aus dem Vorjahr nicht verteidigen. Nach hartem Kampf siegte Karlsruhe vor der HSG, mit einem großen Vorsprung vor allen anderen. Dafür drehten sie zur Überraschung aller den Spieß im K IV um.
R. Kivelipp / I. Schmitz / I. Ciosz / A. Giaretta siegten vor den Mannschaften aus Duisburg-Meiderich und Berlin. Damit hatten sie den 48. und 49. Deutschen Meistertitel für die HSG gewonnen.

Als Lohn für die jahrelangen Erfolge wurde R. Kivelipp und I.Schmitz in die Junioren- Nationalmannschaft berufen.
Im Rahmenprogramm ging ein K IV weibl. Jugend B mit M. Krinninger / E. Langhoff / M. Wittkamp / E. Wolf an den Start und hat den anderen Mannschaften das Nachsehen gegeben. Sie sind damit der beste weibliche B Vierer in Deutschland.

Für die 200 aus Holzheim mitgereisten Zuschauer (Sonntag waren es insgesamt 6000 Zuschauer) begann jetzt der spannendste Teil der Regatta. Bei einem Sieg von Zimmermann / Esser im K II war die Olympiateilnahme so gut wie sicher. Das erste Rennen war auch der K II. Neben Zimmermann/Esser haben sich auch die Honscha-Zwillinge für den Endlauf qualifiziert. Der Zweier Pepinghege / Felten aus Duisburg haben zu Gunsten des K I auf eine Teilnahme verzichtet, da sie sich dort eine größere Siegchance ausrechneten. Vom Start weg gingen Zimmermann/Esser in Führung und gaben sie auch nicht mehr ab. Sie siegten vor der Vorjahrsmeister Breuer/Ritter aus Berlin und zur Freude aller Holzheimer, belohnten sich Honscha / Honscha mit dem dritten Platz. Damit war der 50. Meistertitel für Holzheim gewonnen. Im anschließenden K I Rennen hatten sich sogar mit A. Zimmermann, R. Esser und H. Honscha drei Fahrerinnen für den Endlauf qualifiziert. Es gab einen harten Wettkampf, da alle Fahrerinnen noch Aussichten auf eine Olympiateilnahme hatten. Nach 300 m lagen noch alle Boote dicht beisammen. Dann mussten die ersten Boote etwas abreißen lassen u.a. R. Esser und H. Honscha. A. Zimmermann lag bis 50 m vor dem Ziel knapp in Führung. Da wurde sie seitlich von einer Welle erwischt. Die notwendigen zwei drei Ausgleichsschläge genügten der R. Breuer aus Berlin um an A. Zimmermann vorbeizuziehen und Meisterin zu werden. Den 51. Deutschen Meistertitel holte sich dann der K IV der Frauen mit Zimmermann / Honscha / Honscha / Esser mit einem großen Abstand von 6 sek..

Damit kehrten die HSG Kanuten mit zwei deutschen Meisterschaften bei den Frauen und zwei Titeln bei der weiblichen Jugend A nach Holzheim zurück. Alle 12 beteiligten Aktiven kamen mit einer oder mehreren gewonnenen Medaillen von der Deutschen Meisterschaft nach Hause zurück. Das gab es noch nie.

Sie errangen auf Landesebene und bei den Deutschen Meisterschaften:
4 Deutsche Meisterschaften der Jugend und Senioren;
2 zweite Plätze bei den Deutschen Meisterschaften;
3 dritte Plätze bei Deutschen Meisterschaften sowie
6 NRW-Landesmeisterschaften der Jugend und Senioren.

Als Lohn fand am Montagabend den 5. August, am Holzheimer Rathaus um 20 Uhr ein Empfang statt, mit anschließendem Gang durchs Dorf zum girlandengeschmückten Saal des „Jägerhofes“. Hier fanden besonderer Ehrung der Meisterschaftsteilnehmer durch den HSG-Vorsitzenden Krug, den Bürgermeister Becker, den Gemeindedirektor Mitulla und Vertreter des Kreises Grevenbroich statt. Eingerahmt wurde der Empfang am Rathaus, der Gang durchs Dorf und die Ehrungen im Saale des „Jägerhofes“ durch die Musikbegleitung aller Holzheimer Klangkörper. Damit hatte ein weiteres erfolgreiches Jahr der HSG sein vorläufiges Ende gefunden.

Für Annemarie Zimmermann und Roswita Esser begann nun der letzte Teil der Olympiavorbereitungen. Obwohl sie bis jetzt alle K II Rennen an den vorgegebenen Olympiaausscheidungsorten in Herdecke-Essen-Duisburg und Hannover gewonnen hatten, gab es von den DKV-Oberen noch keinen Hinweis, dass sie sich das Ticket für Olympia bereits erarbeitet hatten. So galt es sich auf den Nationalmannschaftslehrgängen sowie im Neusser Hafen auf die letzte Ausscheidung in Bremen gezielt vorzubereiten.

Am Sonntag den 18. August ging es in Bremen zur letzten Olympia-Ausscheidung. Hier wollten die Holzheimer beweisen, dass auch nach einer langen Wettkampfpause, das beste Boot im Frauen K II aus Holzheim kommt. Im Rahmen einer großen Internationalen Regatta wurde die Olympiaausscheidung gefahren. Der auf der Deutschen Meisterschaft klar geschlagene K II Pepinhege/Felten hatte auf ein weiteres Kräftemessen verzichtet. Auch der Zweier Breuer/Ritter hat kurz vor dem Rennen auf einen Start verzichtet, da sie hier, nach den bis jetzt gefahrenden Rennen, keine Siegmöglichkeiten mehr sahen. Sie wollten sich ganz auf den K I konzentrieren. Damit war die Olympiateilnahme, obwohl vom DKV noch nicht bestätigt, so gut wie sicher. Die Bestätigung erfolgte dann aber umgehend, so dass man sich jetzt gezielt auf Mexiko vorbereiten konnte. Durch diese späte Bestätigung der Olympiateilnahme mussten A. Zimmermann, R. Esser und auch ihr Trainer einen Großteil der anfallenden Reise und Unterbringungskosten des abgelaufenden Jahres selbst erbringen. Diese Kosten wurden natürlich von der HSG beglichen und hatten sich in diesem Jahr bereits auf über 5 000 DM aufsummiert. Nur durch die Unterstützung der Gemeinde und des Kreises konnten die Kosten gestemmt werden. Auf die Frage, warum sie das bei der Belastung überhaupt machen, kam die Antwort: „wir sind das seit Jahren gewohnt. Wenn der Lohn eine Medaille ist, hat sich das Opfer gelohnt“. Eine der Hauptkostentreiber war der Transport der Rennboote zu den einzelnen DKV-Lehrgängen. Diese Arbeit wurde von dem Bruder der Annemarie Zimmermann, Otto Weber, dankenswerter Weise durchgeführt. Es musste ein LKW geliehen werden und Otto Weber musste Urlaub nehmen bzw. die HSG musste den Lohnausfall ersetzten. Hier hat der Arbeitgeber von Otto Weber, die nicht mehr vorhandende Zuckerrüben und Marmeladenfabrik Niesen & Hussmann, sich immer großzügig mit der Freistellung von Otto Weber gezeigt.
Ein weiteres, aber negatives Jubiläumsereignis hätte beinahe die Durchführung der Olympiade verhindert. Eine halbe Million Soldaten aus Russland, Polen, Bulgarien und Ungarn marschierten in der Nacht zum 21. August in die Tschechoslowakei ein und beendeten den sogenannten „Prager Frühling“ mit Waffengewalt. Es waren keine verfeindeten Länder die dort einmarschierten. Es waren die sogenannten Bruderländer, die aus eigenem Machterhalt nicht zulassen konnten, dass dort ein gemäßigter mit vielen Freiheiten ausgestatteter Kommunismus eingeführt wurde. Die Einwohner der Tschechoslowakei konnten den Einmarsch der Bruderländer nicht verstehen, da man ja das Bündnis nicht verlassen wollte. So stemmte man sich mit friedlichen Massenaufläufen und Sitzblockaden dagegen. Diese wurden brutal aufgelöst wobei es Landesweit über 100 Tote gegeben hat. Das Olympische Komitee und die einzelnen olympischen Landesverbände konnten sich nicht auf Sanktionen gegenüber den beteiligten Ländern einigen, und so wurde die Olympiade durchgeführt als wenn nichts passiert wäre.

Das letzte Testrennen vor der Olympiade war die Internationale Regatta am 24.-25. 8. in Duisburg. Obwohl die UDSSR und Ungarn nicht teilnahmen, kam aus den anderen 14 Nationen genug erstklassige Konkurrenz. Für Zimmermann/Esser waren dies besonders die letztmaligen Vizeeuropa- und Vizeweltmeister aus Rumänien. Auch dieses letzte Rennen vor Olympia wurde deutlich vor den Rumänen gewonnen. Bei dieser Internationalen Regatta kann man deutlich sehen, dass die an dem Einmarsch in die Tschechoslowakei beteiligten Länder bereits im Vorfeld verhindert haben, das ihre Sportler sich zur Zeit des Einmarsches im Westen aufhielten. Dies war auch bei vielen anderen Sportarten zu beobachten.

Da das Olympiarennen erst in ca. zwei Monate gestartet wurde, konnte das nur heißen, die Trainingsleistung herunterfahren um neue Kraft zu schöpfen. Der Körper musste, nach den monatelangen kraftzehrenden Ausscheidungen, erst mal zur Ruhe kommen. Jetzt lag es an dem Trainer Franz Josef Esser, dass Training so zu dosieren, dass eine Erholung einsetzten konnte und mit dem Neuaufbau so anzufangen, dass zum Olympia-Rennen die Fahrerinnen top fit waren. Dies war ihm ja bereits vor vier Jahren, beim Olympia-Rennen in Tokio, hervorragend gelungen.
Obwohl Franz Josef Esser als Vereinstrainer bereits 1964 mit seinen Frauen Zimmermann / Esser, eine der wenigen Olympiasiege erringen konnte, wurde er auch dieses Jahr, trotz aller Erfolge, nicht in den Trainerstab des DKV für Olympia berufen. Um eine Fahrt des Trainers nach Mexiko zu ermöglichen wurde ein Spendenkonto errichtet. Die benötigten ca. 4 500 DM wurden mit Hilfe der Gemeinde Holzheim, des Kreises Grevenbroich, von vielen Firmen und Geschäftsleuten sowie einer großen Zahl von privaten Gönnern schnell erreicht. Damit konnte Olympia auch für den Trainer geplant werden. Das die Nähe des Trainer bei den geforderten Leistungen notwendig war hat bereits Tokio gezeigt. Das der Trainer auch in Mexiko in der Nähe seiner Mannschaft war und ihnen mit Rat und Fürsprache helfen konnte, war jetzt schon ein gutes Zeichen.

Die letzten 14 Tage vor dem Abflug nach Mexiko haben viele Sportler, so auch die Kanuten der Bundesrepublik in Österreich, am Silvrettasee trainiert. Hier herrschten, durch die gleiche Höhe von 3 000 m wie in Mexiko, die gleichen schlechteren Sauerstoffanteile in der Atemluft, als bei uns im Tiefland. Dadurch erhoffte man den Körper der Sportler besser auf die mexikanischen Verhältnisse vorzubereiten.

Am Sonntag den 22. Sept. hatten sich die Gemeindevertreter und die Vereinsverantwortlichen zur Verabschiedung der Olympiafahrer im Sportlerheim eingefunden. Neben den Fahrerinnen Zimmermann / Esser und ihrem Trainer Franz Josef Esser war auch noch Roswitha Kivelipp, durch Ihre großen Erfolge bei den NRW- und Deutschen Meisterschaften, durch den DKV in das Internationale Jugendlager in Mexiko eingeladen. Als Besonderheit sei noch erwähnt, dass Roswitha Kivelipp, jetzige Frau Spohr, genau an ihrem Hochzeitstag die Einladung nach Mexiko erhalten hat.
Als letzter sprach der Bürgermeister Becker und drücke seinen Stolz wie folgt aus: „Es ist eine Tatsache und wir haben die Gewissheit, dass vier Bürger unserer Gemeinde erfolgversprechend nach Mexiko fahren und das macht uns stolz. Mögen alle Wünsche in Erfüllung gehen.“
Am 25. September 68 begann mit dem Flug nach Mexiko für A. Zimmermann und R. Esser das Abenteuer Olympia. Am 3. und 4. Okt. reiste F.J. Esser von Luxemburg, mit Zwischenlandung auf den Bahamas, der Olympia-Mannschaft nach Mexiko nach. A. Zimmermann und R. Esser sowie die zukünftigen Gasteltern von F.J. Esser empfangen ihn am Flughafen. Von den beiden Fahrerinnen bekommt, da F.J. Esser heute Namenstag hat, einen Olympia-Trainingsanzug geschenkt. Von jetzt an wird er das Training der Beiden, vom Ufer aus, mit der Stoppuhr begleiten um ihre Form zu überwachen. Bei den nachfolgenden Trainingstagen konnte man das ansteigen der Trainingsform deutlich feststellen. Doch jetzt stellt sich bei A. Zimmermann, wie bereits 1962/63 und 1964, ein sogenannter Kanu(Tennis)-Arm ein. Durch Behandlung und dosiertem Training versucht man einer Verschlimmerung entgegen zu wirken. Nach der Eröffnungsfeier am Samstag den 12. Okt. fiebern jetzt alle Sportler ihren Rennen entgegen. Die Kanusportler müssen noch bis zum Montag den 21. Okt. warten. Dann beginnen ihre Vorläufe.
Dazwischen gab es noch Ärger zwischen den externen Trainer und den DKV-Trainern. Man verbot den anwesenden Trainern aus Düsseldorf, Saarbrücken und Holzheim in die Nähe ihrer Sportler zu kommen um ihnen Tipps zu geben. Das sind die Trainer, die den Großteil der Olympiamannschaft durch ihre tägliche Arbeit in Form gebracht haben, und die genau wissen, wie sie in Stresssituationen helfen können. Erst nach Intervention einiger Sportler, hier besonders von A. Zimmermann und R. Esser, gaben die DKV-Trainer nach und die externen Trainer durften, zwar unter kuriosen Bedingungen, beratend dabei sein.
Im sportlichen Bereich hatte sich auch erhebliches getan. In ihren Trainingseinheiten konnte F.J. Esser mit der Stoppuhr erkennen, dass die Russen und die Rumänen zeitmäßig zu dem deutschen Boot aufgeholt und die gleichen Zeiten um 1.55 min. fuhren. Es war also ein Dreikampf dieser Boote zu erwarten. Nachdem aber F.J. Esser eine Fabelzeit von 1.49 sec. bei Zimmermann/Esser gestoppt hat, hat er bei den DKV-Trainer erwirkt, dass sie keine 500 m mehr unter Rennbedingungen fahren sollten, damit die anderen die gute Entwicklung nicht mitbekommen. Bei den anderen Nationen gab es in der nächsten Zeit keine positive Entwicklung über die 1.55 sec. hinaus. Jetzt war sich F.J. Esser sicher, wen der Arm hielt gewinnen sie das Rennen. Der kranke Arm und die gemessene Fabelzeit wurden geheim gehalten und alle die davon Kenntnis hatten, haben dicht gehalten. Hier muss man den DKV-Ärzten und vor allem den Physiotherapeuten ein dickes Lob für ihre erfolgreiche Arbeit an Annemaries Arm zollen.
Am Tag der Vorläufe sicherten sich bereits fünf von sieben Boote die Endlaufteilnahme, die am Freitag beginnen. Darunter auch der Holzheimer Frauen-Zweier mit A. Zimmermann und R. Esser. Der knappe Sieg hatte aber eine große Bedeutung, da in diesem Vorlauf bereits die stärksten Gegner, nämlich die Russen und Rumänen mit antraten. Bei diesem Rennen machte sich auch wieder der schmerzende Arm unangenehm bemerkbar und behinderte besonders auf den letzten 100 m ein kräftiges Durchziehen. Als ein weiterer unangenehmer Begleiter war der wenige Sauerstoff, bedingt durch die Höhe der Regattastrecke. Vielen anderen Sportlern musste nach den Rennen Sauerstoff gereicht werden, da ihnen schwarz vor Augen wurde. Wir hatten, nach dem Vorlauf, nur mit einer leichten Übelkeit zu kämpfen.
Festzug durch Holzheim mit den Olympiasiegerinnen
Festzug durch Holzheim mit den Olympiasiegerinnen
Am Freitag den 25. Okt. um 12.30 Uhr Ortszeit (Holzheim um 19.30 Uhr) wurde das Rennen auf der künstlichen Regattastrecke in Xochimilco gestartet. Vor dem Startschuss sind die Nerven zum zerreißen angespannt. Viele Gedanken jagen einem durch den Kopf. –verpassen wir auch nicht den Start-, -hält mein Arm den Belastungen stand- usw.. Dann der Schuss. Obwohl die Fahrerinnen vom aufspritzenden Wasser kaum noch zu sehen sind, bewegen die Boote sich zuerst nur sehr langsam vorwärts. Aber mit jedem Meter nehmen sie eine erhöhte Fahrt auf und nach 100 Meter wird ein vorsichtiger Blick nach links und rechts gewagt. Wir liegen mit vorne, also ist uns der Start geglückt.

Bild kurz nach dem Start und zweites Bild der Boote bei ca. 150 m
Ein Gedanke, -was hat der Trainer gesagt-: „Wenn ihr mit vorne liegt, wechselt in einen längeren Schlag als sonst üblich, um den Arm zu schonen“. Bei 250 m liegen wir noch immer knapp vor den Russinnen.

Bild 250m

Roswitha sieht dann, dass das rumänische Boot zu uns aufschließt. Sie haben also einen starken Zwischenspurt gefahren. Auf Zuruf steigern auch wir das Tempo und können uns etwas von den anderen lösen. Bei 350 m liegen wir eine Länge vor den Anderen. Ob das reicht? Hoffnung keimt auf und durch gegenseitige Zurufe versuchen wir unsere Leistung aufrecht zu halten. Jetzt kommen wir in den Bereich der Tribünen und der Lärm der 30 000 Zuschauer wird immer größer. Auf einmal hören wir einen bekannten Ruf. „Hoolz-heim“ Der Ausgang waren natürlich die deutschen Zuschauer und besonders die deutschen Jugendlichen aus dem Internationalen Olympialager. Diesen Ruf kannten alle von den deutschen Regattabahnen. Aber die Stärke des Rufes konnte nicht nur von den Deutschen kommen. Als erstes stimmten die deutschen Sportler aus den anderen Sportarten mit ein, die an die Regattastrecke gekommen sind. Viele ausländischen Zuschauer stimmten mit ein und so hörte man aus den Zuschauerreihen nur noch „Hoolz-heim, Hoolz-heim“. Obwohl wir diese Rufe, bei den starken Geräuschen der Paddelarbeit, nur sehr schwach hörten, gab uns das eine zusätzliche Kraft. Unser Vorsprung wuchs auf über eine Bootslänge und diesen Vorsprung von 2 sec. konnten wir bis ins Ziel retten. Geschafft, jetzt hat sich die Schinderei von 1 800 Km Wasserarbeit wofür wir fast 40 000 min im Boot saßen, ausgezahlt. (Diese Zahlen sind einer Statistik von F.J. Esser entnommen. NGZ vom 26.10.1968).
Bild: Zieleinlauf

Wir sinken, trotz der Siegesfreude, erschöpft zusammen, doch da viel uns ein was uns gesagt wurde: „ langsam weiterfahren, damit die Muskeln in Bewegung bleiben und mit frischem Sauerstoff versorgt werden“. Wir waren durch die Ereignisse bei den Ruderrennen in der Vorwoche gewarnt. Hier sind viele Sportler nach der Zieldurchfahrt noch im Boot zusammen gebrochen und mussten von Ersthelfern mit Sauerstoff versorgt werden. Die anschließende Siegerehrung, obwohl wir diese schon mal erlebt hatten, war erneut überwältigend und trieb uns die Tränen in die Augen.
Bild: Siegerehrung

Nach der Siegerehrung stiegen wir wieder in unser Boot um zum Fahrerlager zu fahren. Plötzlich hören wir von einem Bootssteg Roswitha Spohr (Kivelipp) rufen, „kommt mal rüber“. Nach den Glückwünschen zu unserem erneuten Olympiasieg übergab uns Roswitha, zu unserer Überraschung, zwei große Rosensträuße, die sie vorsorglich besorgt hatte. Später viel uns auf, dass wir von der DKV-Verantwortlichen nichts Derartiges erhalten haben, obwohl alle ein Foto mit uns haben wollten.
Bild: nach der Siegerehrung im Fahrerlager

Die Presse wird später schreiben: „Nach hartem Kampf siegte A. Zimmermann und R. Esser in der Zeit von 1.56.44 min. und holten sich damit ihre zweite Goldmedaille“. Überraschend holte sich der ungarische Zweier die Silber- und die Mitfavoriten Russland errang nur die Bronzemedaille. Damit hatten Zimmermann/Esser, nach zwei Silbermedaillen der anderen Kanuten, für die einzige Goldmedaille gesorgt. Dieser Erfolg war besonders einmalig, da sie die ersten Kanufrauen waren, die in der gleichen Besetzung zwei Goldmedaillen erringen konnten.
Bild nach der Siegerehrung mit F.J. Esser

Wo überall in Deutschland aber besonders in Holzheim ein Fernseher stand, versammelten sich die Familien, Freunde und Nachbarn um dieses Rennen ganz nah mitzuerleben. Wer noch kein Fernseher hatte und dies war längst noch nicht überall, ging in die Wirtschaften. Bereits während des Rennens stieg die Stimmung, aber besonders nach dem Sieg kannte die Freude keine Grenzen mehr. Alles lag sich in den Armen und es wurde eine lange Nacht.

Den grandiosen Abschluss bildete, für die frischgebackenen Olympiasieger, die olympische Abschlussfeier. Sie gehörten zu der kleinen Schar von 5 Olympiasiegern aus der Bundesrepublik Deutschland.
Bild: Abschlussfeier

Am 4. Nov. erfolgte der Heimflug von Mexiko über New-York nach Frankfurt. Nach der Landung nahmen die Empfänge und Einladung auf deutschem Boden ihren Anfang. Neben Empfängen in NRW und im Bund war der Empfang in der Heimat etwas ganz besonderes. Schnell wurde für die Organisatoren klar, die Räume in Holzheim sind für den Empfang viel zu klein. So stand sehr schnell fest, nur der Platz an der Martinusschule ist dafür geeignet. Vorbild war hier der jährliche Abschluss der Martinsumzüge mit dem hl. Martin auf dem Balkon. Jetzt musste alles schnell hergerichtet werden, da der Empfang in Holzheim für den 6. Nov. geplant war.

Holzheim war am 6. Nov., wie zu einem Staatsbesuch, mit Fahnen, Wimpelbändern und bunten Lampenbändern herrlich geschmückt. Als es bereits dunkel war, bahnten sich A. Zimmermann mit R. Esser und ihr Trainer F.J. Esser in einer Limousine den Weg durch die Menschenmassen, um zum Holzheimer Rathaus zu kommen. Unter einem Dach von Paddeln der Kanujugend ging der Weg zum Rathauseingang. Begleitet wurde die Ankunft unter dem Jubel der Holzheimer Bürger vom Holzheimer Musikverein, dem Tambourkorps „Concordia“ und sogar das Heeresmusikkorps aus Düsseldorf spielte mit. Als sie, durch ein Paddelspalier der HSG-Jugend, auf dem erhöhten Treppenaufgang ankamen, brandete der Jubel erneut auf.
Bild Paddelspalier

Hier standen die Honoratioren dicht gedrängt um unsere Olympiasieger. Es waren neben der HSG-Spitze u.a. Bürgermeister und Gemeindedirektor aus Holzheim, die Pfarrer Niedeggen und Panzer i.R., der Holzheimer Schützenkönig Kremer mit seiner Königssilberkette, Landrat Hoeren und sein Stellvertreter, Oberkreisdirektor Dr. Edelmann, Kreisdirektor Brüggen mit den Vertretern des Kreissportbundes und der einzelnen Sportverbände. 

Oberbürgermeister Karrenberg aus Neuss mit seinem Stadtdirektor und Hafendirektor. Sogar der Regierungspräsident Bäumer war aus Düsseldorf gekommen und brachte eine Einladung zum Ende November stattfindenden NRW-Sportlerempfang mit.

Nach einer kurzen Begrüßung der Olympiateilnehmer durch den 1. Vorsitzenden der HSG Krug und dem Bürgermeister Becker führte der Weg in den reichgeschmückten Ratssaal. Als erstes trugen sie sich in das goldene Buch der Gemeinde Holzheim ein. Dann erfolgen viele Ansprachen und immer wieder Glückwünsche zum Olympiasieg. Jeder hatte auch kleine Geschenke wie Schmuckteller und Becher mitgebracht. Oberbürgermeister Karrenberg überreichte Beiden die höchste Neusser Sportauszeichnung, eine Ehrenplakette. Von der Gemeinde Holzheim erhielten sie neben einem Ehrenteller, einem silbernen Becher, eine Urlaubsreise nach ihren Wünschen auch einen Original-Kupferstich von Merian von 1596.
Da können heutige Sportgrößen nur müde lächeln, aber damals hieß es noch „dabei sein ist alles“.
Anschließend ging es wieder nach draußen, wo die ungeduldige Menge auf ihre Olympiasieger wartete. Auf einem von der Fa. Karosseriebau Moll reichgeschmückten Kleintransporter ging es im Triumphzug, unter den Klängen der begleitenden Musik, durch die Holzheimer Straßen zum Schulhof an der Martinstraße. Begleitet wurde der Zug von Pechfackelträger des Bürgerschützenvereins und ihrem Präsidenten Grau.
Bild vom Auto im Umzug

Die Menschen aus Nah und Fern säumten dichtgedrängt, in mehreren Reihen, die Straßenränder und jubelten den Dreien zu. Die NGZ schrieb am 7. Nov. in ihrem Bericht zum Empfang der Olympiasieger, „Polizei und Feuerwehr steuerten die freudigste Massendemonstration die es je am Niederrhein gegeben hat“. Es war ein Vielfaches an Menschen gekommen, gemessen an der Einwohnerzahl von Holzheim (7000).
Auf dem Schulhof wurden sie von mehreren tausend jubelnden Bürgern empfangen. Aber nachdem sie auf den mit olympischen Ringen geschmückten Schulhofbalkon heraustraten, brandete der Jubel erneut auf und wollte nicht enden.
Bild auf dem Balkon
Gerd Haase dirigierte seine Festovertüre mit dem Holzheimer Musikverein. Weißgekleidete Mädchen überreichten rote Rosen. Auch der Männergesangverein Holzheim und der Kirchenchor „Cecilia“ begrüßten die Olympioniken mit einem Ständchen.
Hier gab es dann weitere Begrüßungs- und Dankesreden der verschiedensten Ehrengäste. Die schönste Bemerkung gab der Regierungspräsident Bäumer, in dem er sagte:
„Es gibt Brückeneinweihungen und sonstige Anlässe – dies hier ist ein ganz seltenes Ereignis in der Öffentlichkeit, an dem sich alle, die in dieser Gemeinde zu Hause sind, beteiligen. Ein Volksfest!“.
Es war wahrlich ein Volksfest, an das sich die beteiligten Bürger auch heute noch, nach 50 Jahren, gerne erinnern.
Anschließend hat die HSG für die Olympioniken und vielen Ehrengästen einen Empfang im Holzheimer Bootshaus (Albert Schatz-Heim) ausgerichtet.
Damit ging ein weiterer Tag, der in die Holzheimer Geschichte einging, so langsam seinem Ende entgegen.
Festzug durch Holzheim mit den Olympiasiegerinnen

Anfang September fand wie in den Jahren zuvor die Lepperkirmes am Bootshaus statt. Normalerweise wird mit diesem Fest die Rennsaison der Kanuten beendet. Durch die erneute Olympiateilnahme unserer Fahrerinnen war es ein Fest mit besonderer Ausstrahlung. Alle, ob Vorstandsmitglieder oder Altmeister, arbeiteten bei der Ausrichtung der Kirmes mit, da der Erlös für die Reise von F.J. Esser nach Mexiko gebraucht wurde.
Das Fest begann wie jedes Jahr mit einer Fackelfahrt der Boote. Etwa 50 Jugendliche und Erwachsene hatten ihre Boote mit erhöhte Konstruktionen versehen an dehnen z.B. Martinsfackeln, oder auch selbstgebastelte bis 1 m lange Fackelkörper, aufgehängt waren. Diese waren mit Zeichnungen oder Sprüchen aus dem laufenden Jahr versehen. In diesem Jahr wurden 20 Boote zu Wasser gelassen, die zumeist Olympia als Thema hatten.
Bild geschmücktes Boot
Für die Zuschauer die dichtgedrängt am Ufer der Erft standen, war es ein immer wiederkehrendes Specktakel. Zum Abschluss gab es auf der anderen Erftseite ein ansehnliches Feuerwerk. Am Sonntagvormittag wurde der neue König ausgeschossen. Danach gab es auf der Erft ein Slalomrennen mit Wanderkundstoffbooten. Am frühen Nachmittag schwang sich der Oberst P.J. Hilgers auf sein widerspenstiges Holzpferd. Da hatte bereits der Hauptmann P. Zimmermann seine Schützen in Reih und Glied antreten lassen. Diese bestanden aus Kanuten und Dorfbewohner von Minkel und Lepp und einigen Schützenzügen aus Holzheim. Auch Mädchen und Frauen durften natürlich mit marschieren. Nach dem Aufstellen und der Meldung an den Oberst, marschierten die Teilnehmer an dem Lepper König Hubert Schilberg vorbei und zogen anschließend durch Lepp. Nach der Rückkehr des Zuges und erneutem Aufstellen vor dem Bootshaus übergab der Oberst das Wort an den Lepper Schützenpräsident Wilhelm Schornstein (2. Vorsitzender der HSG). 

Dieser verabschiedete den amtierenden König Hubert Schilberg und führte gleichzeitig den neuen Lepper König, Klaus Funke, in sein Amt ein. Nach einem erneuten Umzug durch Lepp endete das Festprogramm und ging in einen geselligen Nachmittag und Abend über. Einen besonderen Dank galt auch in diesem Jahr den Holzheimer Klankkörpern, die kostenlos einen erheblichen Beitrag zu unserem Fest lieferten.

Zu guter Letzt muss an eine Gruppe von Mitarbeiter erinnert werden, die immer still im Hintergrund werkelten. Gab es mal Schäden an den empfindlichen Holz- oder Kunststoffbooten, die von den Fahrern nicht selbst repariert werden konnten, gingen diese Boote ins Bootshaus in die Reparaturwerkstatt. Im Herbst und Winter wurden alle Boote auf Schäden untersucht und gewisse Verschleißteile ausgewechselt. Damit die Rennfahrer immer ausreichend Bootsmaterial zur Verfügung hatten, waren diese Werkstattmitarbeiter ein unersetzlicher Bestandteil der HSG-Familie. Zu Ihnen gehörten in den 60er Jahren viele ehemalige Spitzenfahrer und verantwortliche des Vereins. Hier seien genannt: Hans Bach, Franz Stoboy, Josef Lepping, Peter Froitzheim, Josef Köhlings, usw.. Auch so mancher aktueller Fahrer wurde im Herbst und Winter in die Geheimnisse der Bootsreparatur eingeführt.
Die Wanderfahrer des Vereins hatten, für ihre Falt- und Kunststoffboote, eine eigene Reparaturabteilung.

Bernd Gerigk
18.08.2018

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