Stralsund.   Von Horst Schreiber Ostsee-Zeitung

Hartmut Forster kämpft mit der Psyche und gegen die Wellen zum Sieg beim Hiddensee-Paddelmarathon

Dirk Ulrich und Kerstin Kolwey waren ganz erstaunt, als Hartmut Forster am Samstagmittag
nach 7:30 Stunden in seinem Kajak die Ziellinie am Bootssteg der Stralsunder Sundpromenade überquerte. 

Der 57-Jährige war der schnellste Paddler des 19. Hiddenseemarathons, der vom Stralsunder Ufer einmal um die Insel führt.

„Er ist gerade 70 Kilometer am Stück gepaddelt und sah nicht ein bisschen kaputt aus!“, stutze Ulrich,
der zusammen mit Kolwey die Zeiten der 40 Boote notierte. In der Tat wirkte Forster nach seinem ersten
70-Kilometer-Rennen sehr ausgeruht.

„Ich war gut drauf“, bestätigte der Rheinländer, der für die SG-Holzheim (bei Düsseldorf) paddelt.
Forster und etwa 30 weitere Sportler waren um 6 Uhr Richtung Hiddensee gestartet. Die vermeintlich
schnelleren Boote jagten eine Stunde später hinterher.

Einholen konnte Forster aber niemand mehr. „Die ersten 34 Kilometer waren sehr angenehm. Wir
fuhren mit Strömung los. Doch dann kamen der Gegenwind und die Wellen“, sagt Forster und gibt preis:
„Stundenlang siehst du die Nikolaikirche von Stralsund, sie kommt aber nicht näher. Da dreht die Psyche
irgendwann am Rad.“

Daher schaute Forster auf den letzten Kilometern stur nach unten, auf seine Uhr. Als diese 13.30 Uhr
anzeigte, wurde er unter Applaus im Ziel begrüßt. Damit gewann Forster bei seiner Hiddenseemarathon-Premiere
das am stärksten besetzte Teilnehmerfeld der K1 Männer 40 bis 59 Jahre vor Bernd Peuschel und Frank Wagner,
die nach 7:36 Stunden gemeinsam ins Ziel glitten.

Bei den Frauen gewann Ute Kostall  (9:33 Stunden) die Hauptkonkurrenz.
„Das Rennen ist ein Kick! Toll, dass die Organisatoren gegen den Absage-Trend durchgezogen haben“,
freute sich Forster über denersten Kanu-Wettkampf des Landes in diesem Jahr.

Das Lob richtete sich vor allem an Gerhild Winkler und Stefan Möller vom Stralsunder Kanu-Club. Coronabedingt
brauchte das Organisationsteam zwei Anläufe, um mit einem passenden Hygienekonzept starten zu können.

„Wer denkt, Corona könnte uns abhalten, einen Marathon durchzuführen, der hat sich geschnitten“,

strahlte Winkler nach gelungenem Event.
Der Hiddenseemarathon gilt als eines der härtesten Offshore-Rennen Deutschlands. Jährlich treten bis zu 70 Sportler
die 70 Kilometer lange Etappe allein, zu zweit oder als Dreierstaffel an. Den Rekord hält der Rostocker
Surfski-Vize-Europameister Gordan Harbrecht mit einer Zeit von 5:35 Stunden.

Begleitet werden die Paddler von mehreren Motorbooten.