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Geschichte - Holzheimer Sportgemeinschaft von 1920 e.V.

Geschichte Kanu

Die Geschichte der Kanuabteilung

Wie der Kanusport ein Dorf weltbekannt machte

Die armen dreißiger, die goldenen sechziger und die spritzigen späten Jahre.

Lustige Musikanten mit Laute und Mandoline waren immer dabei, als ab Frühjahr 1930 Holzheimer Bürger begannen, Fuß- und Radwanderungen am Rhein und vor allem entlang der Erft zu organisieren. Obwohl man keine Heimat hatte – ein Bootshaus gab es nicht – ,wurde noch im gleichen Jahr aus diesen Anfängen heraus der Turn- und Wassersportverein, kurz TuWa genannt, gegründet..

Namen wie Albert Schatz, Philipp Wyrich und andere waren, schon aus jahrelanger aktiver Tätigkeit in der Concordia, keine unbekannten mehr. Jüngere schlossen ich der TuWa an, zum Beispiel Christian Comanns, Dores und Theo Fischer, Heinchen Rembold, Philipp und Christian Bongartz und viele andere.

Bald sah man sie mit Fahrrädern in Gruppen in aller Frühe losfahren, immer mit einem lustigen Lied auf den Lippen, oft hörte man dabei am Erftufer den Klang der Mandolinen.

Ein seltener Anblick - Ein 5er Kanu mit Steuermann auf der Erft bei Holzheim

Ein seltener Anblick – Ein 5er Kanu mit Steuermann auf der Erft bei Holzheim

Das alte Bootshaus mit einigen entspannten Kanuten, links Albert Schatz

Das alte Bootshaus mit einigen entspannten Kanuten, links Albert Schatz (1940)

Als das Bootshaus gebaut wurde, knurrten oft die Mägen

Die damalige Wirtschaftskrise mit einem Millionenheer von Arbeitslosen war alles andere als ein Grund zur Fröhlichkeit. Trotzdem entwickelte man Pläne für den Bau eines kleinen und bescheidenen Bootshauses; Zeit zur Verwirklichung hatte man ja, nur das Geld fehlte! Firmen und Gönner angesprochen, damit wenigstens „Startkapital“ zusammen kam. Unter der Regie des Tambourmajors Heinrich Haas und der fachmännischen Hilfe von Dores Fischer und anderen Kameraden, die jeden Groschen opferten, wurde schon bald mit dem Bau begonnen. Das Grundstück hatte „Creutz Grit“ für zehn Reichsmark Jahrespacht zur Verfügung gestellt, ebenfalls die Benutzung eines Zugangsweges auf dem Grundstück. Beim Bau des Bootshauses, das für lange Jahre Dreh- und Angelpunkt der ersten Wassersportler war, gab es sehr oft hungrige Mägen! Trotzdem schaffte man es und errichtete ein urgemütliche Heimstube und einen Flügel für die Unterbringung von Booten.

Später wurde noch ein zweiter Bau errichtet, um Platz für neue Boote zu schaffen. Da man keine große Ansprüche stellte, zogen sich aktive Wassersportler hier auch um. Als das Bootshaus stand, begann man in der TuWa mit der sportlichen Arbeit. Wer erinnert sich noch an die schönen Turnfeste auf der Wiese neben dem Bootshaus mit den damals hervorragenden Turnern Heinrich Brenner und Theo Fischer und dem „Kraftakrobaten“ Jakob Ohligs? Hier war der Verein, was er immer sein wollte: Eine große Familie!

Der planmäßige Aufbau des neuen Vereins begann, eine neue und bisher unbekannte Sportart faßte in Holzheim schon bald Fuß. Obwohl Jugendliche sich überwiegend dem Sportverein 1920 anschlossen und Fußball spielten, fand sich bald eine Gruppe, die sich auch für den Wassersport interessierte. In Erinnerung sind dem Chronisten, der selbst zu den ersten jugendlichen Mitgliedern der TuWa gehörte, noch insbesondere Hans Bach, Franz Stoboy und Hans-Peter Fuchs. Die ersten „Gehversuche“ und das erste Training fanden unter der Regie von Albert Schatz im Saal von „Brücken Heinrich“ statt.
Hier trainierten im Winter auch die jugendlichen Fußballer. Schon bald tauchten die ersten Ideen des Kanurennsportes auf – hätte man nur Boote dafür!

Mit Philipp Krüll, einem erfahrenen Neusser Wassersportler und Bootsbauer, hatte man einen Experten gefunden. Auf dem Hof von Dores Fischer in der Nordstraße begann dann sehr schnell der Bau der ersten Boote. Jugendliche und auch „Fachleute“ beteiligten sich wochen, – manchmal monatelang an der Herstellung der ersten selbst gebauten Boote. Philipp Krüll verstand es, die Arbeitslust immer wieder, mit dem Hinweis, „So schöne und gute Boote gibt es nirgendwo!“, neu zu entfachen. Als einige Einer-Boote fertiggestellt waren, trug man auf der Erft bei Kapellen und auch am Bootshaus die ersten Vergleichskämpfe mit den Wassersportlern des SC Kapellen aus. Überwiegend fuhren die Teilnehmer dabei allerdings in Faltbooten.

Der neue, feuchte Sport sprach Jugendliche an und bescherte ihnen Erfolg.

1935 starteten Jugendliche – Martha Schatz, Hans Bach, Peter Broich, Franz Stoboy und andere- erstmals bei Regatten und bei den damaligen Gebietsmeisterschaften, und zwar sofort mit guten Erfolgen und vorderen Plätzen.

1938 nahmen Bach, Stoboy und Broich beim Deutschen Turn- und Sportfest in Breslau an den Kanuwettkämpfen teil. Der vielversprechende sportliche Anfang im Kanusport wurde dann durch den 1939 beginnenden zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen. Viele Sportler wurden zur Wehrmacht eingezogen, viele kamen nicht mehr zurück.

1947 zur 1. Deutschen Meisterschaft durch Hans Bach und Franz Stoboy wurde eine Bootsparade auf der Erft veranstaltet

1947 zur 1. Deutschen Meisterschaft durch Hans Bach und Franz Stoboy wurde eine Bootsparade auf der Erft veranstaltet

1943 schlossen sich dann der Sportverein 1920 und die TuWa zu einer „Kriegssportgemeinschaft“ zusammen. Die wassersportliche Tätigkeit beschränkte sich jetzt lediglich auf Wanderfahrten bis Wevelinghoven und zum Zeltplatz in Münchrath. Anneliese Schlebusch, später eine der besten Kanufahrerinnen der HSG, schloß sich dem Verein an.Im Floßhafen Neuss wurde 1943 eine Vereinsregatta ausgetragen. Dabei mußte man mehr auf einen möglichen Fliegeralarm als auf die Bootsrennen achten. Im Floßhafen hatten die Kanuten auf lange Jahre eine zweite Heimat auf dem Boot von „Mama Kreuseler“.

1957 Deutscher Meister Vierer Kajak Hubert Birgels, Franz-Josef Esser, Peter Ackers, Peter Froitzheim

Mädchen und Frauen bildeten ein Handballteam, Albert Schatz und Phillip Wyrich gründeten eine Volkshochschule

Als Ausgleichssport bildeten die Mädchen und Frauen eine Handballmannschaft, die zumeist Spiele gegen Mannschaften befreundeter Wassersportvereine austrug. Die gemütliche Heimstube des alten Bootshauses wurde immer mehr zum Treffpunkt der wenigen verbliebenen Wassersportler und auch der Fronturlauber. Bis zum Ende des Krieges erlitt das Haus noch manchen Schaden durch Bombensplitter. Sofort nach Kriegsende begannen die Wiederherstellungsabeiten , wobei die Naturalien „Bücklinge“ und „Rübenkraut“ bei der Materiallbeschaffung eine große Rolle spielten! Schon bald bildete sich eine umfangreiche Jugendtruppe, bestehend aus Jungen und Mädchen, die sich für den Kanurennsport interessierten.

Bei den ersten Westdeutschen Kurzstreckenmeisterschaften im Juli 1946 in Duisburg startete in fast 20 Rennen eine starke Mannschaft,der Jugendliche und Senioren angehörten, zum Beispiel Franz Stoboy, Hans Bach, Josef Köhlings, Peter Cöln, Peter Broich, Martha Schatz, Christa Tappen, Anneliese Schlebusch.

Albert Schatz und Philipp Wyrich gründeten die erste Holzheimer Volkshochschule.

Vortrags- und Heimabende fanden in der Heimstube des alten Bootshauses statt, später unter der Leitung von Heinz Klören auch in der Volksschule. Gemeinsame Lehrgänge, Fahrten auf den Flüssen oder in Jugendherbergen wurden organisiert und Angebote in Zeltlagern des Landessportbundes genutzt. Jahrelang fanden erlebnisreiche Fahrten mit Jugendtruppen statt. Die ersten Pläne für ein neues und größeres Bootshaus und Vereinsheim wurden geschmiedet.

Zwischen 1947 und 1990 fuhren Holzheimer Wassersportlerinnen und -sportler über 50 Deutsche Jugendmeisterschaften und über 30 Seniorenmeistertitel ein.

Peter Cöln, Heinz Schlupp, Heinz Berner und Peter Froitzheim gleich drei Jugendmeisterschaften nach Holzheim! Es begann eine Serie von Erfolgen bis zu Olympiasiegen, die über mehr als vier Jahrzehnte anhielt. Bis 1990 wurden insgesamt 57 Deutsche Jugendmeisterschaften und bis 1984 33 Meistertitel der Senioren -Männer und Frauen- für die HSG errungen, eine Erfolgsbilanz, die nur noch von Welt- und Europameistertitel und Olympiasiegen übertroffen wird.

Einige besondere Erfolge sollen noch erwähnt werden:

50. Deutsche Meisterschaft 1968 für Annemarie Zimmermann und Roswitha Esser im
Zweier Kajak der Damen

60. Deutsche Meisterschaft 1974 für Winand Krawinkel im Einer Kajak der Jugend

70. Deutsche Meisterschaft 1980 für Anette Broich, Silvia Hützen, Gabi Pütz
und Britta Stolle im Vierer-Kajak Jugend.

80. Deutsche Meisterschaft 1987 für Sabine Schuhmacher, Birgit Gehrmann,
Claudia Schellnack und Sabine Schuhmacher im Vierer-Kajak Jugend

90. Deutsche Meisterschaft 1990 für Birgit Gehrmann und Sabine Schuhmacher im
Zweier-Kajak Jugend

100. Deutsche Meisterschaft 2009 für Niklas- und Fabian Kux mit Christoph Zierhut und Kai Spenger im 4er Kajak über 6000 m.

Die 100. Deutsche Meisterschaft der HSG v.l. Fabian Kux, Niklas Kux, Christoph Zierhut und Kai Spenger

Die 100. Deutsche Meisterschaft der HSG v.l. Fabian Kux, Niklas Kux, Christoph Zierhut und Kai Spenger

Von 1947 bis 1990 gab es nur wenige Jahre ohne Meistertitel,in manchen Jahren wurden vier oder fünf Meisterschaften errungen! Neben den über 100 Meistertiteln erzielten die jeweiligen Mannschaften immer wieder hervorragende Plätze in den Endläufen und ca. 250 Landesmeisterschaften.

Bis Heute gehören die Mannschaften der HSG auf Landesebene zu den leistungsstärksten Einheiten. Inzwischen hat sich im Kanurennsport die Leistungsstärke zugunsten einiger wenigen Vereine in West- und Süddeutschland und vor allem der Vereine aus den neuen Bundesländern verschoben. 

Im Jubiläumsjahr 1995 bestand die Kanu-Rennsportmannschaft der HSG lediglich noch aus ca. 15 Jugendlichen der Schüler-, und Jugendklasse. Im Jahr 2000 besteht die HSG aus 25 aktiven Paddeln vom Schüler-, bis LK Bereich.

Annemarie Zimmermann und Roswitha Esser wurden Weltmeisterinnen und triumphierten in Tokio und Mexico-City Höhepunkte im Kanurennsport der HSG waren jedoch drei Ereignisse:

1963 die Weltmeisterschaft im Zweier-Kajak der Damen durch Annemarie
Zimmermann und Roswitha Esser in Jajce (Jugoslawien),

1964 Olympiasieg und Goldmedaille durch gleichen Sportlerinnen in Tokio und

1968 die Wiederholung in Mexico-City.

Zu diesen Erfolgen, und dies sollte man nicht vergessen, hat die hervorragende Arbeit des damaligen Trainers Franz-Josef Esser, der leider 1982 verstorben ist, ganz wesentlich beigetragen. Er hat die beiden Sportlerinnen sowohl in Tokio als auch in Mexico-City betreut. Die Teilnahme wurde ihn durch Unterstützung des Vereins, des Kreises Grevenbroich und vor allem der Holzheimer Bevölkerung ermöglicht.